Das Wandern ist des Reiters Lust

(03. - 04. Oktober 2015)

Wie ich ja schon mehrfach (glaube ich zumindest) (zum Beispiel hier) geschrieben habe, unternehmen wir eigentlich jedes Jahr im Herbst einen Wanderritt. 2014 ist er ausgefallen, da haben wir 3 einzelne Tagesritte gemacht, weil die Unterkunft ausgebucht war. Aber die beiden Jahre davon war ich mit unterwegs (2013 mit Merle und 2012 mit Soraya). 2015 wollten wir es auf jeden Fall wieder in Angriff nehmen. Das Ziel ist in den Jahren in denen ich mit war immer Gräningen gewesen. Von Niebede nach Gräningen sind es, wenn man die kürzeste Strecke wählt, 25 km. Das klingt jetzt nicht nach viel, vor allem wenn man den ganzen Tag Zeit hat und ja auch noch reitet.

Aber.

Zum einen haben wir ja immer nur unsere dicken untrainierten Friesentiere. Die sind ja richtige Arbeit gar nicht gewöhnt. Zum anderen hatten wir in diesem Jahr tatsächlich fast ausschließlich Pferde dabei, die selbst für unsere Verhältnisse ziemlich untrainiert waren. Und dann hatten wir auch noch 3 Jungspunde dabei. Außerdem sind es zwar 25 km auf der kürzesten Strecke, aber wer wählt schon den kürzesten Weg…? 🙂

Eigentlich wollte ich ja gerne Lililth mitnehmen und die Strecke laufen. Dieser Vorsatz hat sofort Entsetzen ausgelöst. Das Entsetzen galt allerdings nicht etwa meinem Pferd, dass noch nie länger als 2 Stunden am Stück unterwegs war, sondern mir. „Du kannst doch nicht so weit laufen!“ Hallo? Wieso nicht? 30 km sind nun auch nicht so weit. Klar kann ich nen Tag lang laufen. Und das Havelland ist nun nicht unbedingt mit den Alpen zu vergleichen. Will sagen: es ist schon relativ flach 🙂

Naja, als ich dann aber meine Reiterpasskurs gemacht habe, habe ich die erfahrene Wanderreiterin Nadine gefragt, ob sie das mit Lilith machen würde und sie hat mir davon abgeraten. (Weil es zu viel fürs Pferd ist und nicht für mich.) Und ja, man könnte jetzt wieder einwenden, dass Pferde schließlich dafür gemacht sind zu laufen. Auch weite Strecken. Und ich soll mich mal nicht so haben. Is mir aber egal. So. Letztendlich hätten ja auch alle anderen dann auf mich Rücksicht nehmen müssen. Im Schritt halte ich zwar locker mit, aber Trab und Galopp schaffe ich zu Fuß dann doch immer nur für kurze Strecken.

Also brauchte ich dann kurzfristig doch ein Pferd. Aber irgendwie waren dieses Jahr kaum Pferde einsatzbereit. So kam es, dass ich mit einem Privatpferd unterwegs war, dass den Sommer über ca. 5 Mal geritten wurde. So viel zum Thema fit.

Vicki

Auf Wanderschaft

Dementsprechend stand mein Entschluss fest so viel wie möglich von der Strecke zu laufen. Und zwar bevor das Pferd nicht mehr kann. Mit einem Pferd unterwegs zu sein, dass nicht mehr kann und noch 15 km vor sich zu haben ist kein Vergnügen. Wie man sieht bin ich tatsächlich viel gewandert. Aber das finde ich ja eigentlich eher nett. Und das Pferd sieht auch nicht sooooo unglücklich damit aus.

Pferde und Reiter pausieren

Wer wandert muss auch Pause machen

Das ist unsere traditionelle 1.-Pause-Wiese. Pause für Pferde und Menschen. Bis zu der Wiese sind es ungefähr 2 Stunden. Da hat auch der Reiter schon Lust auf das erste Mal absitzen. Und ne Stulle. Und was zu trinken.

Pferde und Reiter zu Fuß

Laufen schont Pferderücken und Menschen(beine, -pos, rücken…)

Ja, ich weiß ich habe gesagt es ist ein Wander“ritt“. Aber mal ehrlich. Jeder kennt das, man ist seeeehr glücklich, wenn man den 15-20 kg-Rucksack mal absetzten darf. Das gilt auch für Pferde. Und genauso glücklich sind die Reiter, wenn sie ihren Po mal aus dem Sattel entfernen können und ihre Beine bewegen. Als geübter Wanderreiter schafft man zwar vielleicht längere Abschnitte aber zum einen ist man dann nicht in seinem Dressursattel unterwegs und zum anderen führen auch geübte Wanderreiter zwischendurch ihre Pferde.

Hinweg Wanderritt

Hinweg

Nach ca. 30 km und fast 7 Stunden sind wir alle heil und glücklich in Gräningen angekommen. Zum Schluss wirkten doch alle Beteiligten etwas matt. Das hat sich aber zumindest auf der Seite von Eddy sofort gegeben, als er Sattel und Trense los war. Seine erste Amtshandlung wär es nämlich wie doof über die Wiese zu buckeln und zu galoppieren. Aber das war bestimmt nur zur Muskellockerung 🙂

Auf dem Rückweg am nächsten Tag merkte man dann zwar teilweise den Reitern an, dass sie alle etwas dünnhäutiger waren, aber den Pferden nicht. Die wussten sofort, dass es nach Hause geht und waren voller Elan unterwegs.

Vicki von oben

Auf nach Hause!

Augen und Ohren klar aufs Ziel gerichtet… (Das Ziel ist zu diesem Zeitpunkt noch ca. 15 km entfernt.)

Rückweg Wanderritt

Rückweg

Der Rückweg war ähnlich lang aber wie gesagt etwas flotter. Die Pferde haben es alle toll gemacht. Den einzigen Verlust, den wir unterwegs zu beklagen hatten, war eine Schuhsole. Da macht das Laufen dann weniger Spaß…

Ich finde es jedes Mal krass, wie sehr das Bestehen eines gemeinsamen Abenteuers Pferd und Reiter zusammenschweißt. Ich bin meinem Pferd immer super dankbar, wenn es mich tapfer die ganze Strecke getragen hat. Tolle Vicki, Danke. Und den Pferden macht es glaube ich auch Spaß. Mein Fazit war, dass es wenigstens vom Gesamttempo der Gruppe gar kein Problem gewesen wäre, wenn ich mit Lilith gelaufen wäre. Ich freue mich auf jeden Fall schon darauf mit ihr auch auf Wanderschaft zu gehen. 2016 vielleicht noch nicht geritten, aber auf jeden Fall schon mal gewandert.

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